Die Fellfarbe beim (Wolf)Hund ist ein faszinierendes, aber auch komplexes Thema.
Während wir bereits viel über die genetischen Marker wissen, die die Fellfarben unserer Hunde bestimmen, gibt es immer noch einige Rätsel zu lösen.
Manchmal begegnen uns Hunde mit Fellfarben, die sich nicht vollständig durch die bekannten genetischen Regeln erklären lassen.
Warum zeigt sich bei einigen Tieren eine Farbe, die in den bisherigen Gentests nicht abgedeckt wird?
Die Antwort auf diese Frage könnte in verschiedenen genetischen Phänomenen liegen
– von der Epistase, bei der ein Gen die Wirkung eines anderen beeinflusst, über Modifizier-Gene,
die subtil aber wirkungsvoll in andere Allele eingreifen, bis hin zu den noch unvollständig erforschten Aspekten der Forschung.
In diesem Artikel schauen wir uns ein paar Fälle mit unbekannter Farbgenetik an, inklusive Beispielbildern und Links zu den Embark Ergebnissen.
Ay – eigentlich Sandfarben, manchmal aber Weiß:
Das ay-Allel ist normalerweise für eine sandfarbene oder hellbraune Fellfarbe verantwortlich.
Bei einigen Wolfhunden und Hunden vom Urtyp kann das ay-Allel jedoch zu einer reinweißen Fellfarbe führen, manchmal hängt es mit dem Intesity Locus zusammen, aber nicht immer.
Dies deutet darauf hin, dass es möglicherweise weitere genetische Faktoren gibt, die die Wirkung des ay-Allels beeinflussen.

Aw – manchmal auch nicht Wolfsfarben:
Das Aw-Allel kann ein breites Spektrum an optischen Erscheinungsbildern hervorrufen und ist nicht ausschließlich auf die typische Wolfsgraufärbung beschränkt.
Tatsächlich kann es bei manchen Hunden sogar zu einer Färbung führen,
die an Black & Tan oder Sable erinnert.
In der jüngsten Forschung wurden mehrere weitere Allele auf dem A-Locus entdeckt,
was die Komplexität und Vielfalt der möglichen Farben weiter erhöht.

At – noch nicht komplett erforscht:
Das at-Allel ist normalerweise für eine Black & Tan Zeichnung verantwortlich.
Bei Wolfhunden kann der Genotyp at/at jedoch oft ein Erscheinungsbild zeigen,
das dem Agouti-Muster ähnelt.
Der A-Locus ist noch nicht zu 100% erforscht und man nimmt an,
dass das Allel, welches als at erkannt wird, ein weiterer aw-Typ ist.

Spotting oder auch kein Spotting:
Der Piebald-Phänotyp, bei dem Hunde weiße Flecken im Fell haben, wird durch ein fehlerhaftes Gen namens MITF verursacht. Dieses Gen produziert ein Protein, das als eine Art Schalter für andere Gene fungiert. Dieses „Schalter-Protein“, auch Transkriptionsfaktor genannt, steuert, wie Pigmentzellen (die Zellen, die das Fell färben) überleben und sich im Körper verteilen. Wenn diese Pigmentzellen fehlen, entstehen weiße Flecken im Fell.
Das Piebald-Muster ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich mehrere kleine genetische Veränderungen, sogenannte Mutationen, ansammeln und zusammenwirken können, um die Funktion des MITF-Gens zu beeinträchtigen. Je mehr solcher Mutationen vorhanden sind, desto mehr weiße Flecken erscheinen, weil die Pigmentzellen nicht richtig überleben oder wandern können.
Viele Wölfe und nordische Hunderassen tragen eine dieser speziellen Mutationen, die sogenannte SINE-Insertion. Deshalb zeigen kommerzielle DNA-Tests bei ihnen oft das Ergebnis „sp/sp“, das für Piebald steht, selbst wenn diese Hunde keine weißen Flecken haben. Der Grund dafür ist, dass diese Hunde wahrscheinlich nicht die anderen notwendigen Mutationen haben, die für das Auftreten des Piebald-Musters verantwortlich sind. Die SINE-Insertion allein reicht nicht aus, um Piebald optisch auszuprägen.
Es ist wichtig zu wissen, dass viele DNA-Tests nur nach dieser einen SINE-Insertion suchen. Bei Sibirischen Huskys ist diese Mutation in etwa 70 % der Fälle vorhanden, aber sie ist nicht allein für das Piebald-Muster verantwortlich. Das bedeutet, dass alle Huskys, die Piebald sind, sp/sp sind, aber nicht alle Huskys, die sp/sp sind tatsächlich weiße Flecken im Fell haben.

RALY – Hat mein Hund nun einen Sattel oder nicht?
Das RALY-Gen hat in der Forschung interessante Erkenntnisse gebracht, insbesondere bezüglich des Sattelmusters bei Hunden. Es wurde festgestellt, dass das Sattelmuster auf dem A-Locus liegt. Trotzdem sollte man das Ergebnis des RALY-Gens nicht außer Acht lassen. Hunde mit dem Genotyp NN haben in den meisten Fällen das typische Sattelmuster, NI sind Träger des Sattelmusters, zeigen es aber auch manchmal, und II haben kein Sattelmuster. Allerdings sollten diese Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden, da weitere genetische Marker ebenfalls eine Rolle spielen können.

Passt bei deinem Hund die Genetik zur Optik?
Wenn die Fellfarbe oder das Muster deines Hundes nicht mit den genetischen Erwartungen übereinstimmt, teile deine Erfahrungen mit uns!
Wir sind gespannt auf deine Ergebnisse und darauf, gemeinsam mehr über diese interessanten genetischen Fragen zu lernen!